BEACKERTE FELDER: KULTUR, BILDUNG, ERINNERUNG – Aschendorff Verlag
Mitte 2023 haben wir einen gedruckten Auszug des Festschrift Beitrags “Mariechen von Nymwegen (deutsch) – Übersetzungen, Bearbeitungen und Inszenierungen des spätmittelalterlichen niederländischen Mysterienspiels” von Ute K. Boonen, Heinz Eickmans und Tina Konrad erhalten. Zuvor wurde meine Mutter um Erlaubnis gebeten, einige Holzstiche abzudrucken.
Zum Glück konnten wir damals auch noch ein paar Fragen des Zustandekommens dieser Ausgabe beantworten. In dem oben genanten Link findet sich folgende Fußnote (7.2.2.4):
Thieme, Gertraud (Illustrationen). Mariechen von Nymwegen. Aus dem Flämischen von Friedrich Markus Huebner. Holzstiche, Gestaltung und Satz von Gertraud Thieme. Mit freundlicher Genehmigung des Inselverlages. Gedruckt in 40 Exemplaren in den Werkstätten der Hochschule für Grafik und Buchkunst. Leipzig.
Die einzige illustrierte deutsche Ausgabe, der auch die in diesem Beitrag veröffentlichten Holzstiche entnommen sind, entstand 1957 als Abschlussarbeit der Grafikerin und Buchgestalterin Gertraud Thieme (*1933) an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst bei Prof. Albert Kapr (siehe Abb. 5). In deutschen Bibliotheken ist nur ein Exemplar dieses in nur 40 Exemplaren gedruckten Buches nachweisbar; es befindet sich in der Sammlung Klemm des Deutschen Buch- und Schriftmuseums Leipzig.
Der Band ist mit 15 szenischen Holzstichen und einigen Schmuckvignetten illustriert. Die in Anlehnung an die mittelalterliche Holzschnitttradition gestalteten reizvollen kleinformatigen Illustrationen stellen zusammengenommen eine vollständige bildliche Inszenierung der Geschichte dar. Die Holzstiche sind – wie die neun Holzschnitte der Antwerpener Postinkunabel – mit den jeweiligen Kapitelüberschriften verbunden. Hierdurch ergeben sich thematische Übereinstimmungen in der Bildgestaltung, die reizvolle Vergleiche ermöglichen. Die Holzschnitte des Antwerpener Drucks waren der Künstlerin nach eigenen Angaben bei ihrer Arbeit nicht bekannt. Animiert und zur Auswahl des Textes angeregt wurde sie durch ihren Kommilitonen und späteren Ehemann Andreas Brylka, der als Buchillustrator bereits Erfahrung mit Holzstichen gemacht hatte. Von ihm ist im Insel-Verlag u. a. eine mit Holzstichen illustrierte Sonderausgabe von Huebners Lanzelot und Sanderein-Übersetzung erschienen.
Vielen dank für den freundlichen Kontakt zu Sen.-Prof. Dr. Heinz Eickmans, Universität Duisburg-Essen.